Pädagogische Konzeption und Schwerpunkte

Pädagogische Konzeption

Bewegung

Bewegung ist für Kinder wie die Musik ein elementares Bedürfnis und bereitet ihnen große Freude. Durch Bewegung erwirbt das Kind Wissen über seinen Körper und entwickelt ein Gespür für seine Fähigkeiten. Nur so kann es ein positives Körpergefühl entwickeln, welches ihm die Grundlagen für eine gesunde körperliche, soziale, psychische und kognitive Entwicklung bietet.

Es ist seit längerem bekannt, dass Bewegung und Rhythmus die Reifung der Großhirnrinde stimuliert und die Vernetzung der Nervenbahnen im Gehirn anregt. So gesehen gewinnen alle Verse, Reime und Fingerspiele - verbunden mit Bewegung - eine ganz neue Bedeutung. Durch „Über-Kreuz-Übungen“, wie wir sie täglich im „Stillekreis“ durchführen und durch eine täglich wechselnde Gangart, in der wir zum Hände waschen gehen (hüpfen, balancieren, rückwärts gehen, auf einem Bein stehen...), fördern wir spielerisch die motorische Entwicklung.

Unterstützt wird diese Entwicklung durch die Möglichkeit, im Toberaum Erfahrungen mit vielfältigen Materialien und Geräten zu machen, z. B.:

- eine Kletterwand , die sehr viel Geschicklichkeit erfordert

- Matten und Schaumstoffwürfel, welche zum Bauen und Turnen einladen

- Fortbewegungsgeräte

Die Kinder können im Freispiel in kleinen Gruppen ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen. Ebenfalls nutzen wir den Toberaum für angeleitete Beschäftigungen. Hier finden Bewegungs- und Reaktionsspiele statt, hier turnen und tanzen wir. Aber auch im Stuhlkreis finden regelmäßig kleinere Bewegungsspiele und rhythmische Beschäftigungen statt. Nach Möglichkeit gehen wir jeden Tag in den Garten. Neben Schaukel und Rutschbahn fordern Laufräder, Roller, Tandemräder und andere Geräte dazu auf, Gleichgewicht und Reaktionsvermögen zu entwickeln.

Einen besonderen Anreiz bietet jedoch unsere Bewegungsbaustelle.

Hier sind die Kinder selbst die „Bauarbeiter“ und gestalten ihren eigenen Spielplatz. Hier finden sie eine fast unerschöpfliche Quelle für Rollenspiele, Bauaktivitäten und Bewegungsspiele. Aus Reifen, Brettern, Kisten und Rohren entstehen Wippen, Balancierstrecken, Maschinen und vieles mehr. Vielseitige Bewegungen und Erfahrungen werden so ermöglicht:

- Die Kinder können schaukeln, wippen, rollen, springen, balancieren, rutschen und klettern. Wälzt sich ein Kind beispielsweise in der Regentonne den Hang hinunter, schult es seinen Gleichgewichts-, Bewegungs- und Stellungssinn.

- Sie lernen ihre Sinne und ihren Körper genauer kennen. Die wachsende Sinnessicherheit ermöglicht eine bessere Wahrnehmung und Einschätzung möglicher Gefahren.

- Die räumliche Welt und physikalische Zusammenhänge werden spielerisch erfasst.

- Die Sozialentwicklung der Kinder profitiert: Sie lernen, sich abzusprechen, zu helfen und sich helfen zu lassen, Rücksichtnahme und das zeigen von Gefühlen.

- Die Kinder erleben sich als Verursacher und Schöpfer. Dies gibt ihnen Selbstbestätigung und stärkt ihr Selbstbewusstsein.

- Durch die aktive Auseinandersetzung und die „Unfertigkeit“ der Dinge wird ihre Fähigkeit zum Problem lösen gefördert.

Musik

Da uns die große Bedeutung der Musikerziehung bewusst ist, wollen wir die elementare Freude der Kinder am Singen, Tanzen und am Musizieren aufgreifen und pädagogisch nutzen. Musik entwickelt im Kind nicht nur die Feinheiten des Gehörs, Musik bildet auch den Geist und die Seele des Kindes weit über das Musikalische hinaus.

Beim Musizieren und Singen lernt das Kind, sich zu konzentrieren, auf andere zu hören und einen Rhythmus einzuhalten. Es übt nebenbei seine Sprech- und Singstimme, es erweitert seinen Wortschatz, es kann seine Gefühle ausdrücken, seine Fantasie einbringen und es erlebt die Gemeinschaft.

Musik erfasst das ganze Kind und fördert seine Intelligenz und innere Ausgeglichenheit, sein Denken, Fühlen und Handeln gleichermaßen. Musik findet deshalb täglich in unserem Kindergarten ihren Raum, sei es beim Singen eines Morgenliedes, Tischgebetes oder eines Fingerspiels. Wir singen zu Bewegungsspielen im Stuhlkreis oder im Toberaum, wir erleben Musik beim Verklanglichen einer Geräuschgeschichte und beim rhythmischen Begleiten eines Liedes. Rhythmische Klatsch- und Patschverse und Tänze bereichern die Vielfalt unserer musikalischen Beschäftigungen.

Einen Schwerpunkt nimmt unser wöchentliches Wunschkonzert ein, zu welchem sich die Kinder beider Gruppen im Foyer treffen, um gemeinsam zu singen, zu tanzen und zu musizieren.

Sprache

Sprache ist ein grundlegendes Mittel, sich die Welt zu erschließen, aber auch, sich selbst der Welt mitzuteilen. Sprache und Emotionen sind untrennbar miteinander verbunden. Die Sprachbeherrschung hat für das Lernen eine herausragende Rolle und ist ein wichtiges Werkzeug für alle späteren Lernprozesse.

Wir brauchen sie, um uns zu verständigen, um Dinge benennen zu können, um Erfahrungen und Gefühle mitzuteilen und um uns Wissen anzueignen.

Da das Kind Sprache aber nur durch sprechen lernt, ist es wichtig, dass wir uns viel Zeit nehmen, um mit ihm zu sprechen und ihm aufmerksam zu zuhören.

Dies beginnt bereits mit der morgendlichen Begrüßung und einigen persönlichen Bemerkungen.

Eine gute Tradition hat in unserem Kindergarten die „Montagsrunde“, in der die Kinder Gelegenheit haben, ihre Eindrücke und Erlebnisse vom Wochenende in Worte zu fassen und mitzuteilen.

Rhythmische Sprechverse, Reime, Fingerspiele, Lieder, Kreisspiele oder Rollenspiele gehören zu unserem täglichen Programm.

Bewährt hat sich in unserem Kindergarten auch das tägliche Vorlesen einer fortlaufenden Geschichte aus einem geeigneten Kinderbuch.

Von unschätzbarem Wert für die Erweiterung des Wortschatzes ist der Waldtag, über welchen Sie in unserem Konzept genaueres nachlesen können.

Beim ebenfalls täglichen Zählen der anwesenden Kinder erfahren die Kinder auch die Klangmelodien der englischen und der italienischen Sprache. Fingerspiele in englischer Sprache oder im schwäbischen Dialekt ergänzen die Sprachbäder.

Lustige Sprachspiele, wie z. B. das Austauschen der Anfangsbuchstaben sollen die Kinder zum lustvollen Umgang mit der Sprache führen.

Jedes Kind hat einen beschrifteten Stuhl, so dass es mit der Zeit lernt, seinen eigenen Namen und eventuell auch die Namen anderer Kinder zu erkennen.

Auf einem Jahreskalender, auf welchem die Kinder täglich den richtigen Wochentag, das Datum, den Monat und die Jahreszeit einstellen und durch eine „Namensuhr“ soll ihr Interesse für die schriftliche Sprache geweckt werden.

Einen besonderen Höhepunkt für die Großen bietet der regelmäßige Besuch in der Stadtbücherei Göppingen.

Besondere pädagogische Aktivitäten

Bildungs- und Entwicklungsfelder am Beispiel Wald- und Naturtage

Zwischen Ostern und den Herbstferien verbringen wir einmal in der Woche einen Kindergartentag im Wald.

Der Waldtag spricht alle Bildungs- und Entwicklungsfelder des Orientierungplans an. Körper, Sinne, Sprache, Denken, Gefühle und Mitgefühl, Sinn, Werte und Religion heißen deshalb die Bildungs- und Entwicklungsfelder, die für die Persönlichkeitsentwicklung und Sozialisation eines Kindes von Geburt an leitend und prägend sind.

Bildungs- und Entwicklungsfeld Körper

Das Kind erschließt sich seine Welt aktiv, mit allen Sinnen und vor allem in Bewegung. Es erprobt sich und seine Fähigkeiten, nimmt über Bewegung, über seinen Körper Kontakt zu seiner Umwelt auf und entdeckt, erkennt und versteht so seine soziale und materiale Umwelt. Damit werden körperliches Gleichgewicht und die kognitive und seelische Entwicklung gefördert. Das Balancieren auf Baumstämmen und glitschigen Steinen, das Hüpfen über Gräben, das Klettern auf umgestürzten Bäumen und das Graben und Stochern mit den bloßen Händen im kühlen Lehm, um daraus vielleicht eine Kugel zu formen, spricht die Kinder ungemein an. Es zeigt sich, wie sich die Kinder beleben, wie ihre Füße geschickter werden im Stolpergelände, wie sie von Mal zu Mal freier ausschwärmen, wie sie ihre Ausdauer steigern. Der Aufenthalt im Wald bietet für jedes Kind sein ganz persönliches Bewegungsfeld (je nach Entwicklungsstand) und führt zu einer differenzierten eigenen Körperwahrnehmung. Eine Feder auf der Handinnenfläche zu spüren, den Unterschied zwischen Licht und Schatten auf dem Gesicht zu fühlen und zu empfinden, wie es ist, wenn der Gummistiefel mit dem Fuß im Schlamm stecken bleibt.

Bildungs- und Entwicklungsfeld Sinne

Bereits das Betreten des Waldes ist sehr eindrucksvoll. Er besitzt ein eigenes Klima, die Lichtverhältnisse verändern sich, andere Geräusche werden wahrnehmbar. In ihm geht die räumliche Übersichtlichkeit verloren, denn hinter jedem Strauch und Stamm kann etwas Unerwartetes verborgen sein und es besteht die Möglichkeit, sich selbst in ihm zu verstecken. Die Wahrnehmung von Naturphänomenen mit allen Sinnen, durch sehen, beobachten, hören, tasten, riechen und schmecken ermöglicht ganz individuelle Erfahrungen im Wald zu sammeln und einen persönlichen Zugang zu diesem Lebensraum aufzubauen. Ein Moospolster nur zu sehen, ist etwas anderes, als es gleichzeitig zu erfühlen und an ihm zu riechen.

Bildungs- und Entwicklungsfeld Sprache

Erfahrungen bauen auf sinnlich ganzheitlichen Erlebnissen auf, die im Zusammenhang mit konkreten Lebenssituationen gemacht worden sind. Die Kinder erschließen sich ihre Umwelt, indem sie im wörtlichen Sinne „die Dinge begreifen“. Kindern die Sprache geben heißt, sich ihnen zuwenden, mit ihnen sprechen, Zeit mit ihnen verbringen, heißt ihnen ein Übungsfeld für Sprache zu geben. Die Erlebnisse an einem Waldtag erweitern und verbessern die verbale Ausdrucksfähigkeit der Kinder, vor allem, wenn das Leben, das unter einem hochgewuchteten Baumstamm nur so wimmelt, eine sprachliche Begleitung seitens der Erzieherin findet.

Bildungs- und Entwicklungsfeld Denken

Die Entwicklung der Sprache katapultiert das Denken des Kindes weiter nach vorne. Jeder kennt die Neigung kleiner Kinder, unaufhörlich nach Ursachen zu fragen. Diese „Warum Fragen“ (und ihre Antworten) sind wichtig, damit das Kind Ereignisse erklären, vorhersagen und sie damit letztendlich steuern kann.

Was ist unter der Rinde?

Wie baut die Spinne ihr Netz?

Warum gibt es so viele Tiere im Wald?

Wozu gibt es Brennnesseln?

Der Prozess des Denkens muss unterstützt werden, um beispielsweise Naturphänomenen auf die Spur zu kommen. Die Kinder treten in Beziehung zur Natur, in dem sie ihre Umgebung genau beobachten, sie stellen Vermutungen auf und überprüfen diese. Sie dokumentieren ihre Beobachtungen (Waldtagebuch).

Bildungs- und Entwicklungsfeld Gefühl und Mitgefühl

Stille ist in der heutigen Zeit ungewohnt. Gerade der Wald ist ideal, Stille zu erleben, zu lauschen und sich für feinste Vorgänge zu sensibilisieren. In dieser Atmosphäre bemerken sie Dinge, die ihnen vorher nicht bewusst waren. Ein durch das Laub krabbelnder Mistkäfer oder das Rauschen der Blätter im Wind. Durch die Freiräume im Wald entwickeln sich seltener Konflikte und Aggressionen. Es gibt weniger Streit. Ein Kind mit größerem Ruhebedürfnis kann sich zurückziehen, während ein anderes gleichzeitig seinem Wunsch nach Bewegung und an seine Grenzen gehen, ausleben kann. Freiraum zu besitzen und nach eigenen Interessen zu nutzen, ist für viele Kinder eine neue und wichtige Erfahrung. Das Mitgefühl, das Einfühlungsvermögen, das Verhalten in der Gruppe und das Wir-Gefühl wird durch den Aufenthalt im Wald positiv beeinflusst. Der Weg zum Wald, mitführen eines Bollerwagens und die veränderte Umgebung fordern andere bzw. neue Verhaltensweisen und Kooperationen untereinander heraus. Absprachen sind notwendig (z. B. wer zieht den Bollerwagen wie weit) und die Vorteile des gemeinsamen Handelns werden erkannt. Beim Bau des Waldsofas zählt beispielsweise nicht, wer dazu in der Lage ist, den längsten, dicksten, schwersten Ast heranzuschleppen, sondern die Erkenntnis, dass dünnere und kürzere Zweige besonders geeignet sind.

Bildungs- und Entwicklungsfeld Sinn, Werte und Religion

„Seht Brüder, der Frühling ist gekommen. Die Erde wird von der Sonne umarmt, wir werden bald die Ergebnisse dieser Liebe sehen. Jedes Samenkorn ist erwacht, genauso jedes Tier. Durch diese geheimnisvolle Kraft erhalten auch wir unser Leben.“

(Tatanka Yotanka, Sitting Bull, Hunkpapa)

Im Wald, draußen in der Natur

• gibt es viele Anregungen, darüber nachzudenken, ob etwas wichtig oder weniger wichtig ist

• da können die Kinder erfahren, dass es auf Fragen verschiedene – oder auch keine Antworten gibt

• können die Kinder dazu angeregt werden, die Welt, in der sie leben, Wert zu schätzen

• sie können Erfahrungen sammeln, um Verantwortung für „ihre“ Welt zu übernehmen

• gibt es Situationen um Achtung vor dem Leben zu erwerben

• kann man über Anfang, Ziel und Ende des pflanzlichen, tierischen und menschlichen Lebens philosophieren bzw. theologisieren

In der kalten Jahreszeit ersetzen wir die Waldtage durch lange Spaziergänge.

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